Unsere fünf Grundschritte im „Tanz“ der Paarbeziehung

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In der zurückliegenden Woche finden sich Gerd und Anke bei mir zum Erstgespräch ein. Sie beschreiben mir eine von ihren typischen Konfliktsituationen in die sie hinein geraten und die ihnen das Zusammenleben so erschweren, dass beide regelmäßig in heftigen Streit geraten. Sie wünschen sich dringend Hilfe, um aus diesem Muster oder auch destruktiven Beziehungs-Tanz heraus zu finden.

Anke sagt zu Gerd „ich möchte mit dir noch einmal über den Besuch meiner Schwester am nächsten Wochenende sprechen“. Woraufhin Gerd mit nach unten gesenktem Gesicht antwortet,“oh nein, bitte nicht schon wieder dieses Thema, darüber haben wir bereits gesprochen und du weißt, was ich dazu denke, dass ich nicht dabei sein möchte!“ Woraufhin Anke nachsetzt und antwortet, „aber ich muss darüber noch einmal mit dir reden, weil es mir so wichtig ist, dass wir was zusammen machen und Spaß haben mit meiner Familie.“ Gerd bleibt bei seiner zurückgezogenen Haltung und lässt sich von Anke nicht erreichen. Im Alltag der Beiden entsteht dann im weiteren Verlauf schnell ein sogenannter „Teufelsdialog“. Die beiden verlieren  sich mehr und mehr und es entsteht heftiger Streit.

Die Wissenschaft sagt uns, dass Paarbeziehungen Bindungsbeziehungen sind und wir den liebevollen Kontakt und das Verständnis des Partners brauchen, wie die Luft zum Atmen. Wenn dieses Liebesband von Verständnis und Wohlwollen brüchig oder unsicher wird, ringen wir darum es wieder herzustellen. Eine intakte Bindungs- und Liebesbeziehung zu unserem Partner ist lebensnotwendig für uns alle, ansonsten geraten wir emotional aus dem Gleichgewicht.

Die Emotionsfokussierte Paartherapie nach Dr. Sue Johnson beschreibt uns die fünf Grundschritte einer Paarbeziehung, wenn sich diese in ein destruktives Muster entwickelt hat. Selbstverständlich wünschen sich alle Paare, die sich wie Anke und Gerd verstrickt haben eine Lösung, um da wieder heraus zu finden.

Zuerst einmal ist es allerdings notwendig zu verstehen, was passiert da eigentlich zwischen dir und mir in so einem Moment, der schließlich im Streit endet. Das anschließende Video zeigt uns eindrücklich, wie es einem Paar wie Anke und Gerd ergeht.

  1. Anke geht auf Gerd zu, um ihn zu erreichen.
  2. Gerd reagiert auf Anke indem er sich ihr nicht zuwendet, er „protestiert“ sozusagen.
  3. Anke setzt nach, um Gerd zu erreichen-ein erneuter Versuch. Ein eher verzweifelter Versuch aus Forderung/Kritik oder auch Beschimpfung folgt.
  4. Gerd bleibt unerreichbar. Anke dreht sich weg, geht in den „Rückzug“, heftige Verzweiflung kündigt sich an.
  5. Zusammenbruch und Eskalation der Situation.

Aus Studien mit Säuglingen kennen wir genau dieses Reaktionsmuster, denn hier geraten wir emotional in die gleiche Situation, wie ein von der Mutter zurückgelassenes Kind. Auch diesen Teil sehen wir im Video. Hier spielt sich vor unseren Augen ein Beziehungsdrama ab, das von unserem Rautenhirn vorgegeben ist. Kennen wir nicht den Schlüssel und haben wir keine Strategie, um den destruktiven Verlauf der Interaktion aufzuhalten, bleiben wir dem Muster ausgeliefert. Das kann irgendwann das Ende der Paarbeziehung bedeuten.

Wir brauchen sogenannte Reperaturmonente für unsere Liebesbeziehung, die es uns ermöglichen ein reconnecting oder auch emotionale Wiederverbindung herzustellen. Auch das sehen wir im Demo-Video deutlich. Wenn es uns als Paar gelingt eine Verbindung auf der emotionalen Ebene wieder herzustellen, verwandelt sich der Moment der Unverbundenheit,  denn unsere Verbindung wird wieder spürbar.  Das Nervensystem beruhigt sich, wir fühlen uns gesehen, gehört und über das Problem lässt sich reden. Wir bleiben nicht länger stecken in einer Dynamik, die uns beide mehr voneinander trennt, als dass sie uns mit einander verbindet und wir uns verstanden fühlen.

Ich wünsche Ihnen gute emotionale Unterhaltung beim Sehen des Videos und melden Sie sich gerne, wenn es dazu Fragen geben sollte. Das Thema ist sehr komplex und entschuldigen Sie bitte, wenn Fragen und Unklarheiten bleiben. Die Situation in einem Blog lässt nicht mehr Platz für dieses raumfüllende und enorm spannende sowie wichtige Thema.

Mit sehr herzlichen Grüßen in dieser immer heller werdenden Jahreszeit,

Ihre Ute Klöpper-Wenzel

 

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Die Autorin

Jahrgang 1956. Ich bin verheiratet, habe zwei erwachsene Söhne und ein Enkelkind. Seit 2001 bin ich im Fachbereich Psychologische Beratung tätig, seit 2007 in eigener Praxis in Großhansdorf bei Hamburg.

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